Reden und Schweigen in deutsch-jüdischen Familienromanen nach dem Holocaust : Viola Roggenkamps "Familienleben"; Eva Menasses "Vienna" und Gila Lustigers "So sind wir" im Vergleich

Diese Arbeit legt einerseits einen Schwerpunkt auf den Zusammenhang zwischen Sprache und Jüdisch-Sein sowie auf die Auswirkungen von Schweigen auf die Identität nach dem Holocaust geborener Kinder. Die Ablehnung von Menschen jüdischer Herkunft hat nicht mit Adolf Hitler begonnen oder mit ihm geendet, sondern zieht sich Jahrhunderte zurück und setzt sich bis in die Gegenwart fort. Andererseits steht das Reden und Schweigen nach dem Holocaust im Mittelpunkt und wie sich dies auf die verschiedenen Generationen auswirkt. Die Autorinnen der untersuchten Romane haben diese Probleme mit ihren Eltern und Großeltern durchgemacht, da deren Erlebnisse den folgenden Generationen oft rätselhaft erscheinen. Viele Überlebende können oder wollen nämlich über das Erlebte nicht sprechen, weshalb Reden und Schweigen in deren Familien eine bedeutende Rolle spielt und das Leben der Kinder beeinflusst. Reden und Schweigen hängen in allen drei untersuchten Romanen sehr eng zusammen. Sie sind vor allem bei der Kommunikation zwischen Überlebenden und Nachgeborenen von Belang, wobei unterschiedlich damit umgegangen wird. So beschönigt der Großvater in Vienna das Geschehene, die Eltern in Familienleben erzählen in märchenhaft anmutenden Geschichten davon und der Vater in So sind wir berichtet seinen Kindern grundsätzlich nichts über seine Erlebnisse in den Konzentrationslagern. Eines haben sie allerdings gemeinsam: Nie erfährt man die ganze Geschichte, sondern nur Bruchteile. Das Sprechen und Nicht-Sprechen der Eltern beeinflusst damit das Leben der Kinder, was zu einer schwierigen Familiensituation führt. Die Eltern können mit ihren Kindern nicht klar und deutlich über das Erlebte reden und ihnen damit ihre Situation deutlich machen, während das Leben der Kinder durch die ständig vorhandene Vergangenheit so in den Hintergrund rückt, dass sie das Gefühl haben, die Gegenwart wäre nicht von Interesse. Hier fehlt nun tatsächlich eine geeignete Sprache, um sich einander verständlich zu machen.This paper focuses on the connection between language and what it means to be Jewish as well as the consequences of silence for the identity of children who were born after the Holocaust. It is to say that the exclusion of Jewish people did not start with Adolf Hitler nor did it end with him, but the idea of anti-Semitism goes back for centuries and still exists today. Another central point is talking and silence after the Holocaust and its influence on following generations. The authors of the novels analysed experienced these problems with their parents and grandparents, as it is difficult for following generations to understand experiences made during the Holocaust. Many survivors cannot or do not want to speak about their past, which makes talking and silence in connection with the Holocaust important issues within their families and influences the lives of their children.Talking and silence are closely connected in all of the three novels analysed. Particularly for the communication between survivors and later-borns it plays an important role. However, the way of handling the issue differs in every novel: While the grandfather in Vienna euphemises the former events, the parents in Familienleben tell fabulous stories about them and the father in So sind wir does not mention anything that happened in the concentration camps at all.Nevertheless, there is one aspect they have all in common: You just come to know fractions of all the experiences as the whole story is never told. The talking and the silence of the parents influence the lives of the children in many ways. The parents are not able to speak clearly with their children about their experiences. The experiences of the past are always present even or solely because nobody speaks about them. Consequently, the children feel that neither their lives nor the present itself are of any significance to the parental generation. This situation lacks indeed an appropriate language to vulgarise the problems.vorgelegt von Claudia PunzAbweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des VerfassersZsfassung in dt. und engl. SpracheGraz, Univ., Masterarb., 2013(VLID)22679